Scania | Time to act
Die Dreier AG konnte Ende August einen Elektro-LKW von Scania einsetzen und in der Nahverteilung in Basel testen.
Montag
Punkt 10 Uhr rollte der Scania E-Truck leise und ohne Lärmemissionen auf unser Areal in Egerkingen zu. Nach einer kleinen Einführung rund um das Fahrzeug, ging es auch schon ans Eingemachte. Eine erste Testfahrt stand an.
Erstaunlich, ein grossen Unterschied zum normalen Lkw gibt es aus Sicht des Fahrers nicht. Die Bedienung ist faktisch identisch wie bei einem Diesel. Einzig das fehlende Brummen des Motors sowie das träge Anfahrtsverhalten welches nicht vorhanden ist zeigen dem Fahrer auf, dass es sich um einen Elektro-LKW handelt.
Darauffolgend machten wir uns dann auf, die Quelle der Energie für unser neues Fahrzeug zu suchen. Gar nicht so einfach wie sich herausstellte. Der Strom muss zuerst in genügender Menge vorhanden sein, sowie den richtigen Anschluss aufweisen. Zum Glück fanden wir auf dem Areal genau die richtige Steckdose mit guten 32 kWh Leistung, welche das Fahrzeug in etwa 6-8 Stunden komplett aufladen kann. Die Aufladung erfolgt „kinderleicht“, Stecker rein wie beim Handy und das Ladegerät macht den Rest.
Dienstag
Frühmorgens um 5:30 trafen sich unser Flotten Verantwortlicher Pascal Dreier und unser Tourenfahrer Robert in Egerkingen, um die H&M Tour der Stadt Basel in Angriff zu nehmen.
Beim Rundumcheck zeigten sich bereits die Tücken des Elektro-LKW’s. Die Ladeinfrastruktur ist von aller grösster Bedeutung. In der Nacht gab es wohl Probleme mit der Stromzufuhr, was die Ladung unterbrochen hat und unser LKW somit nur bis 80% aufgeladen wurde. Dies sollte allerdings kein Problem sein, denn die knapp 170km Reichweite (voll geladen = 200km) mussten für die Tour mit ungefähr 110 km ausreichen.
Somit fuhren die Beiden gemeinsam mit einem Gesamtgewicht von knapp 14 Tonnen Richtung Basel. Der Belchen Aufstieg schaffte der Lkw mühelos mit 84km/h. Wobei dies auch kein Wunder ist bei 2200 Nm Drehmoment in allen Bereichen. «Wirklich faszinierend, und dabei gibt er keinen Ton von sich.», kommentierte Robert hinter dem Steuer.
Danach wurden verschiedene Abladestellen in der Stadt Basel angefahren. Immer wieder Stopp and Go, sowie viel Hebebühnenbetrieb welches natürlich alles Strom verbraucht. Dazu mussten noch 2 Umwege gefahren werden, da auf der Strasse Baustellenbetrieb herrschte und die Zufahrt alles andere als einfach war. Aber Robert fuhr den LKW souverän durch alle engen Gassen.
Nachdem die ganze Ware ausgeladen wurde, hiess es zurück nach Egerkingen zum Dreier Splitpoint. Somit folgte der lange Aufstieg in Richtung Belchentunnel.
Schlussendlich hat der Akku gut gehalten. Wir fuhren mit noch knapp 38% Kapazität und einer Restreichweite von 80km auf unser Areal. Dies hatten wir auch dem Rekuperationsmodul zu verdanken, welches beim Bremsen oder Retarder Einsatz die Energie an die Batterie zurückgegeben hat.
Fazit:
Im Handling und der Bedienung ist der LKW faktisch identisch mit seinem Diesel Bruder. Der Fahrer hatte keine Probleme sich ans neue Fahrzeug zu gewöhnen und musste keine komplett neuen Abläufe erlernen. Auch viel Stopp and Go, sowie Stadtverkehr kann der E-Truck meistern ohne viel Strom zu verbrauchen. Die Technik im Lastwagen wirkt solide und auch ausgereift. Die Reichweite von 200km ist allerdings im normalen Verteilereinsatz in unseren Verkehren doch relativ wenig.
Weiter zu erwähnen ist, dass die Tour solo und mit wenig Gewicht gefahren wurde. Der Akkustand würde sich sicherlich noch reduzieren, wenn ebenfalls ein Anhänger mitgeführt würde, sowie wenn die Temperaturen wieder Richtung Nullpunkt gehen.
Es zeigte sich aber klar, dass der LKW alleine nur ein Teil des Systems ausmacht. Viel Augenmerk muss auf die Ladestation sowie die Infrastruktur gelegt werden. Die Stromversorgung muss sowohl in Leistung, wie auch in grossen Mengen verfügbar sein. Wenn der LKW über Nacht, aus welchen Gründen auch immer, nicht oder nur teilweise geladen wurde, kann es schnell knapp werden mit der Reichweite.
Der E-Truck ist zur Zeit im Verteilverkehr sicher eine gute Alternative auf definierten kurzen Strecken, welche aber die Beteiligung des Kunden erfordert. Der Transportpreis verdoppelt sich gerade im Vergleich zur bekannten herkömmlichen Tour, dies aufgrund des heutigen Einstandspreises des E-Trucks.